Sprache ist nicht lediglich ein System aus Zeichen und Regeln, sondern eine soziale Praxis, die in unterschiedlichen sozialen Kontexten und Milieus auf vielfältige Weise gelebt wird. Der Erwerb sprachlicher Kompetenzen – in der Familie, Peergroup und Schule – ist eng mit der Konstruktion sozialer Identitäten und Zugehörigkeiten verwoben. Sprache dient dabei als Mittel der Identitätskonstruktion; zugleich bildet sie aber auch eine zentrale Dimension von Identität. Wenn Kinder in der Schule lernen, fachliche Phänomene zu erklären, einen Text zu schreiben, die Schulsprache Deutsch oder eine Fremdsprache zu sprechen, geht es nicht allein um das Einüben sprachlicher Fähigkeiten. Vielmehr entwickeln (oder verweigern) sie dabei auch akademische Identitäten, etwa als kundige Diskursteilnehmende, kritische Autor*innen oder mehrsprachige Subjekte. Das Gelingen solcher Prozesse wird maßgeblich von Lehrkräften mitbestimmt. Neben ihren professionellen Kompetenzen dürften auch ihre Identitäten als Sprachlehrende eine zentrale Rolle spielen.

Die Rolle von Identitätskonstruktion beim Erwerb sprachlicher Kompetenzen ist bislang empirisch kaum erforscht. Das IZ Sprachliches Lehren und Lernen verfolgt das Ziel, genauer aufzuklären, wie (sprachliche) Identitäten durch Lernende und Lehrende in unterschiedlichen Fächern – und damit in unterschiedlichen Sprachen – angezeigt, ausgehandelt und entwickelt werden. Im Fokus stehen dabei auch Passungsverhältnisse zwischen unterschiedlichen Identitätskonstruktionen sowie deren Bedeutung für das (sprachliche) Lernen. Daneben wird auch die Lehrer*innenbildung selbst zum Untersuchungsgegenstand gemacht.